Moderne Fassade an historischem Ort

Jalousien im Scheibenzwischenraum sorgen für flexible Verschattung zu jeder Jahreszeit

Bürogebäude der Vivacon AG am Kölner Rheinauhafen
Bürogebäude der Vivacon AG am Kölner Rheinauhafen

Der 1898 eröffnete Rheinauhafen in der Kölner Südstadt war ein Produkt der florierenden Dampfschifffahrt des 19. Jahrhunderts. Wie zahlreiche Stadthäfen ereilte ihn aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Niedergang. In den letzten Jahren hat sich der Rheinauhafen von der Industriebrache zur neuen „In-Meile“ als modernes Wohn-, Büro-, Dienstleistungs- und Gewerbegebiet gemausert. Ein Blickfang im Gebäude-Ensemble ist der neue Hauptsitz der Vivacon AG, der mit seiner modernen Glasfassade Zeichen setzt.

Der neue Hauptsitz des Dienstleisters für Wohnimmobilienbestände direkt am Rheinufer soll neue „neue Maßstäbe zur Gestaltung gewerblicher Immobilien“ setzen, wie es bei Vivacon offiziell heißt. Dafür steht vor allem der Name Philippe Starck. Da Vivacon ohnehin unter dem Namen „yoo Deutschland“ von Starck konzipierte Eigentumswohnungen vertreibt, lag es nahe, dass der Stardesigner auch der Zentrale seinen gestalterischen Stempel aufdrücken durfte.

Bemerkenswert sind u.a. das Energiekonzept mit einer Querluftinduktionstechnik sowie außergewöhnliche Raumzuschnitte, die es erlauben, die Büroeinheiten mit einer Mindestgröße von je 250 m² flexibel zu gestalten und bei Bedarf neu aufzuteilen. Die Gesamtnutzfläche des Gebäudes beträgt ca. 7600 m². Die Architektur setzt transparente Akzente durch große Glasfassaden, die in farbigen Sichtbeton eingelassen sind und sich über drei Vollgeschosse und zwei Staffelgeschosse erstrecken. Versetzte Terrassen bieten reizvolle Ausblicke auf den Rhein und den Kölner Dom.

Fassade: Multifunktionsglas mit Jalousie im Scheibenzwischenraum

Insgesamt wurden in der Fassade 462 ISOLETTE-Einheiten mit einer Gesamtfläche von 1.631 m2 verbaut. Die ISOLETTE ist ein Multifunktionsglas mit einer steuerbaren Jalousie im Scheibenzwischenraum, die motorisch oder manuell betrieben werden kann. Sie kann je nach Anforderungsprofil nur gedreht und gewendet oder auch gehoben und gesenkt werden. Der Großteil der ISOLETTE-Einheiten in der Fassade des Vivacon-Gebäudes besteht aus SGG PLANILUX 8 mm, einem Scheibenzwischenraum (SZR) von 32 mm und einem Verbund-Sicherheitsglas SGG STADIP 66.2 ULTRA N. Außerdem wurden weitere Einheiten als absturzsichernde Verglasung nach TRAV verbaut, bestehend aus SGG SECURIT-H 8 mm, einem SZR von 32 mm und SGG STADIP 66.2 ULTRA N. Die ISOLETTE vereint die Funktionen Verschattung, Blendschutz und Tageslichtlenkung und trägt so wesentlich zu einer ausgewogenen Klimatisierung und Tageslichtversorgung von Bürogebäuden und Privatbauten bei. Durch den Einbau der Jalousien in das Isolierglas erfüllt die Fassade im Rheinauhafen außerdem die architektonische Anforderung nach absoluter Planität. Sie zeigt sich so nach außen als „Betongerippe“, das durch eine Aluminium-Glas-Fassade begrenzt wird.

Diese Konzeption war von Anfang an gewolltes architektonisches Gestaltungselement, wie Dieter Schönen von der KonTec Fassadenberatung (Detmold) erklärt. Schönen war verantwortlich für Planung und Gestaltung der Fassade. Die besondere Gebäudegeometrie sollte durch keinerlei konstruktive Maßnahmen für Außenbeschattung etc. „verwässert“ werden. Eine besondere Herausforderung war bei diesem Objekt der ausgesprochen kurze Zeitrahmen für Planung, Fertigung und Montage. Dies bestätigt auch Knut-Ulrich Röttger, ehemaliger Geschäftsführer der Thermoglas Niederrhein GmbH aus Kempen, und ISOLETTE-Hersteller: „Die Größe und die Anzahl der Scheiben, bezogen auf den zugestandenen kurzen Zeitraum und die zeitlich extrem straffe und genaue Abwicklung der einzelnen Produktionslose, genau abgestimmt auf den Ablauf der Montage, stellte die eigentliche Herausforderung an den Isolierglashersteller dar. Die einzelnen Scheiben des Gebäudes bis zu ca. 6 m² groß. Besonders die Montage an der Rheinseite musste mit einem Kran auf geringstem Raum bewältigt werden“, so Röttger.

Bei der Integration des ISOLETTE-Einheiten wurde ein Teil mit einem CAN-Bus-System in die Haustechnik integriert und kann so zentral (oder bei Bedarf individuell vom Nutzer) gesteuert werden. Andere Einheiten lassen sich einzeln über einen Schalter variabel einstellen. Für die Thermoglas Niederrhein GmbH ist das Vivacon-Gabäude im Kölner Rheinauhafen ein wichtiges Referenzobjekt in der Region. Vor allem zeige dieses Beispiel, wie Röttger betont, die Leistungsfähigkeit mittelständischer Unternehmen auch bei der Abwicklung großer Objekte.